Die Signa-Pleite

Der tiefe Fall von René Benko

Die Pleite der Signa-Holding von René Benko hat vor allem die Immobilienbranche erschüttert. Das seit 2000 aufgebaute Firmenimperium des österreichischen Vorzeigeunternehmers ist beachtlich. Die Story dahinter bietet reichlich Stoff für die Lehrbücher. Hier ein kurzer Abriss.

Das Imperium

René Benko begann bereits in jungen Jahren Dachgeschosswohnungen in Wien zu renovieren und dann teuer zu verkaufen. So richtig los ging es dann zur Jahrtausendwende. Mittlerweile ist die Signa-Holding ein Firmengeflecht mit 15 Mrd. Euro Schulden und einem Verlust von einer halben Milliarde Euro (2022). 

Die von der EZB vorangetriebenen Zinssteigerungen der letzten zwei Jahre von 0 auf über 4 Prozent haben das Konstrukt zum Wanken gebracht. Die Signa-Holding und ihre Tochtergesellschaften mussten Insolvenz anmelden. Aktuell sieht es so aus, dass die Holding nach österreichischem Recht in ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung gehen muss, also in ein reguläres Insolvenzverfahren. Die Holding ist in zwei Hauptgesellschaften strukturiert:

  • Signa Real Estate: Signa Prime Selection (z. B. Elbtower), Signa Development Selection (z. B. STREAM in Berlin), Signa RFR US Selection (z. B. Chrysler Building) und Signa Luxury Hotels (z. B. Hotel Bauer in Venedig).
  • Signa Retail: Luxury Department Store (z. B. KaDeWe), Signa Sports United (z. B. Sport Check), Signa Department Store (z. B. Galeria Karstadt Kaufhof) und Signa Food & Restaurants).

Erfolgsfaktoren

Der Erfolg von René Benko vor allem seit der Finanzmarktkrise 2008 war nur möglich, weil die EZB über eine Ausweitung der Geldmenge (Quantitative Easing) die Zinssätze sogar bis in den Minusbereich gedrückt hat. So konnten Immobilienprojekte für „preiswertes Geld“ entwickelt und Unternehmen gekauft werden. Hinzu kam offensichtlich noch, dass die Immobilienwerte und damit die dafür verauslagten Kredite zu hoch angesetzt waren. 

Doch das war noch nicht alles, was den Erfolg von René Benko ausmachte. Er verstand es, einflussreiche Politiker für sich auf Honorarbasis einzuspannen. Dazu gehören z. B. die beiden Ex-Bundeskanzler aus Österreich Sebastian Kurz und Alfred Gusenbauer. Auch konnte er prominente Investoren für einzelne Projekte gewinnen, wie z. B. Klaus-Michael Kühne, Roland Berger und Torsten Toelle. Das schaffte Vertrauen und zog andere Investoren an. Das Ganze erinnert an den Fall Jürgen Schneider, der 1994 eine Milliardenpleite hingelegt hat.

Geschmäckle

Nicht verschwiegen werden darf, dass der Erfolg nicht immer nur auf sauberen Geschäftsmethoden beruhte. So wurde z. B. die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die bereits in den Corona-Jahren zwei Mal insolvent wurde, vom deutschen Steuerzahler mit über 600 Millionen Euro gerettet. Offensichtlich über erhöhte Mietverträge mit Immobilienfirmen aus dem Benko-Imperium wurde dieses Geld aus der Warenhauskette wieder herausgesaugt und an die Investoren ausgeschüttet. Die 2021 ausgewiesenen 570 Millionen Euro Gewinn der Signa-Gruppe lassen sich so auch gut erklären.

Die Leidtragenden der Signa-Insolvenz sind nicht nur die Mitarbeiter/innen, sondern auch die vielen Unternehmen und Handwerker, die nun auf ihren Rechnungen sitzen bleiben. Signa wird wohl kein Einzelfall bleiben. Auch einige weniger bekannte Immobilienunternehmen wie die Adler-Gruppe mussten schon den Gang in die Insolvenz antreten.

Für René Benko jedenfalls hat sich alles gelohnt. Sein einstmals auf über 6 Milliarden Euro geschätztes Vermögen soll immerhin noch um die 3 Milliarden Euro betragen. Die Financial Times (FT) hat jüngst auch herausgefunden, dass noch kurz vor der Insolvenz 300 Millionen Euro aus der Signa-Gruppe an private Gesellschaften Benkos geflossen sein sollen, und zwar an die Laura Finance Holding und die Laura Holding. Laura ist der Name von Benkos Tochter.

copyright BPF Best Practice Forum GmbH